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SA 16. Juni: Die Wolkendecke war noch recht dicht, als sich Etienne mit Irène, Roman mit Regi und Hans mit Susanne um 7 Uhr in Pratteln trafen, aber immerhin war es trocken und damit gegenüber dem Vortag mit den gewaltigen Regenfällen ein Riesenfortschritt. Auf der Raststätte Würenlos stiessen Ruedi und Thomas mit Elena dazu, und dann ging es via Autobahn gen Osten. Trotz zu lauter Mopeds liess uns der Zöllner bei Lustenau problemlos nach Österreich einfahren. In Dornbirn holten wir zuerst das in der Schweiz vergessene Tanken nach und besprachen bei Kaffee und Gebäck die weitere Route. Diese führte uns über das Hochälpele nach Schwarzenberg und über den Hochtannbergpass ins Lechtal. Bei Elmen ging es dann rechts hoch zum Hahntennjoch und runter nach Imst. Nur kurz verblieb die Strecke im Inntal, dann gings schon wieder rechts weg über Kühtai ins Sellraintal. Der Regen hatte sich an verschiedenen Stellen leider doch nicht umfahren lassen, aber wirklich gravierend war es nicht. Von Innsbruck war es dann nur noch ein kurzer Sprung bis Neustift im idyllischen Stubaital, wo wir die Nacht im Hotel Tirolerhof verbrachten und wo Hans und Susanne, welche die Arlbergroute gewählt hatten, schon eingetroffen waren. Beim Abendessen im Hotel gab es für die „starken Jungs“ zusätzlich zum ohnehin schon reichlichen Menu noch grosse Portionen Semmelknödel. Der Wein aus österreichischen Landen war, wie alle weiteren Tropfen während der Reise, vom feinsten. Des Nachts wurden wir dann noch Zeuge von Bergfeuern bzw. Bergbesteigungen mit Fakeln, und irgendwie passte dies alles ganz ordentlich zur erstaunlichen Höflichkeit, Sauberkeit und zu den Trachten, die das Servierpersonal ganz selbstverständlich trug.

SO 17. Juni: Auf die Minute pünktlich fuhren wir um 9 Uhr vom Hotel Richtung Brenner los. Die Hauptstrasse bot zwar nicht die ganz grossen Landschaftsbilder, war aber schön, und insgesamt scheint das Tal durch die Autobahn und den Transitverkehr weit weniger verschandelt als das Reusstal (welches ja nur einen Bruchteil des Verkehrsaufkommens vom Brenner zu bewältigen hat). Ganz plötzlich war dann die Passhöhe erreicht, und nach kurzer flotter Fahrt hinab trafen wir auch schon in Sterzing ein. Von hier führte die Route über den landschaftlich eindrücklichen Jaufenpass nach St. Leonhard. Während Hans den direkten Weg nach Meran wählte, erklomm der Rest der Gruppe noch kurz das Timmelsjoch, ehe wir uns alle in Meran an den sonnigen Ufern des Passirio zu Speis und Trank wiederfanden. Von Meran führte die Route dann weiter über die leider sehr stark befahrene Strasse nach Schlanders, wo wir im Hotel Maria Theresia abstiegen. Roman und Etienne hatten der Kurven immer noch nicht genug und sattelten ergo ihre Bikes für einen weiteren Ritt übers Stilfserjoch, während Hans den flacheren Reschenpass noch abfuhr. Das Essen und die Bedienung war auch hier bestens, und wiederum konnten wir Höhenfeuer beobachten, diesmal grosse Herzen an den verschiedenen Bergflanken zu Ehren des Südtiroler Herz Jesu Festes.

MO 18. Juni: Auch heute Morgen starteten wir exakt zur abgemachten Zeit vom Hotel. Die ersten Kilometer nach Meran und von dort via Autobahn nach Bozen waren zum Glück schnell vorbei, denn erst ab hier offenbarte sich die ganze Schönheit der Dolomiten. Zuerst fuhren wir das Eggental hoch zum Karrerpass. Bei einem Halt kurz vor der Passhöhe zeigten sich zum ersten Mal die eindrücklichen Felsklötze mit ihren fast senkrechten Felswänden und den verschiedenen Zinnen und Spitzen. Vom Karrerpass fuhren wir in kurviger Strecke durch Wälder hinunter ins Avisiotal, weiter nach Canazei und von dort in 31 Kehren hinauf zum Pordoi. Das Wetter war zum Glück sonnig und damit viel viel besser als der Wetterbericht noch wenige Tage zuvor prophezeit hatte. Auf der Passhöhe nahmen wir eine Stärkung zu uns, und dann warteten die 33 Kehren hinab nach Arabba auf uns. Die Kehren waren – wie überall in den Dolomiten – recht eng, aber immer gut zu befahren und die Strassen waren allgemein in einem ausgezeichneten Zustand (viel besser als in der Schweiz!). Kaum unten angekommen, ging es wieder in zahlreichen Kehren hoch zum Falzareggo Pass. Auch hier durfte eine kurze Stärkung nicht fehlen, ehe wir die Kurven hinab nach Cortina d’Ampezzo in Angriff nahmen. Über den Drei Zinnen Pass und Toblach erreichten wir gegen Abend unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte, das Hotel Tre Cime in Moos bei Sexten. Nach ein bisschen Überreden hatten bald alle ein ihnen zusagendes Zimmer, und der Ausblick von der Terrasse zu den Dolomiten war genauso schön wie die Bedienung freundlich und das Essen vorzüglich war.

DI 19. Juni: Heute war die grosse Dolomitentour angesagt, insgesamt wohl an die 13 Pässe, keine Strasse zu eng oder zu steil, um nicht abgefahren zu werden. Kreuzbergpass, Passo di Giau, Passo di Campolongo, Stellajoch, Grödnerjoch, Passo di Valparola und vieles mehr wurde unter die Harley- und Buell-Räder genommen. Hans und Susanne liessen es mit einer Fahrt durchs Grödnertal, übers Grödnerjoch, Passo di Campolongo und Kreuzbergpass etwas gemütlicher angehen. Am Abend fand im Hotel dann ein Apéro mit Livemusik statt, zwar nicht zu unseren Ehren, aber Getränke gab es auch für uns reichlich. Und wie schon die Nacht zuvor stand der sichelförmige Mond nahe beim Abendstern über den dunklen Berghängen, was einem Drink auf der Terrasse erst die richtige Ferienstimmung verlieh.

MI 20. Juni: Heute wollte uns Roman zu einem Senn zuhinterst im Ahrntal führen, der eigenen Käse und Würste macht und bei dem man es sich so richtig gut gehen lassen könne. Das tönte für uns alle sehr gut, also nichts wie hin. Leider war die Anfahrt über Toblach bis nach Bruneck sehr mühsam, da die Strasse sehr eng und extrem befahren war. Dafür war dann das Ahrntal umso schöner. Malerische Dörfer, sattgrüne Berghänge und ein Gefühl, als sei die Zeit hier fast stillgestanden. Den Dorfnamen nach zu schliessen haben auch ein paar Heilige dieses Tal gern gehabt, gabs doch St. Johann, St. Jakob, St. Peter und wohl noch ein paar heilige Weiler mehr, wo wir das Dorfschild vielleicht nicht lesen konnten. Zuhinterst im Tal auf dem Parkplatz stellten wir unsere Mopeds ab, entledigten uns der schweren Ledersachen und machten uns zu Fuss auf zur Hütte von Romans Alpöhi. Es war eine extreme Hitze, über 30 Grad, und selbst die Kühe konnten sich nur durch ein Fussbad im kühlen Bach vor einem Kollaps bzw. dem Sauerwerden ihrer Milch retten. Nach einem lockeren Marsch gelangten wir zur besagten Hütte, aber leider hatte der Senn im letzten August das Zeitliche gesegnet. Zum Glück hatte es jedoch gerade neben der Alphütte eine Alpbeiz, wo wir durch wiederholtes Verstellen aller Sonnenschirme versuchten, genügend Schattenplätze zu kreieren. Nach dreimaligem Wechseln des Tisches war es dann endlich für alle gut, und wir konnten Bier und Wurst und Käse so richtig auf der ausgetrockneten Zunge zergehen lassen. Da die Sonne auch nach der Einkehr erbarmungslos herabbrannte, mussten wir es auf dem Rückweg den Kühen gleichtun und unsere Füsse und Beine im kalten Wasser des Bergbaches etwas abkühlen. Da das Wetter in den Bergen nun plötzlich gewitterhaft geworden war, verzichteten wir auf die Rückfahrt durch die Dolomiten und wählten wieder die kürzeste, aber mühsame Strecke von Bruneck nach Toblach. Kaum im Hotel angekommen gab es auch schon die ersten Regentropfen, was uns aber bei Sprudelbad, Sauna und Drinks auf der Terrasse nicht wirklich störte.

DO 21. Juni: Heute morgen starteten wir nur noch mit vier Harleys, weil Thomas und Elena auf ihrer Buell einen anderen Rückweg wählten. Die heutige Fahrt ging es fast nur bergab, allderings nur im wörtlichen Sinn: Nach dem Kreuzbergpass führte die Strecke hinunter ins Piavetal und scheinbar endlos hinab, über Riesenviadukte, dann wieder durch enge Tunnels, aber immer flankiert von schroffen Bergen. Und doch waren dann die Berge plötzlich wie weggezaubert und wir fanden uns in der Poebene wieder, wo es dann auch endlich mal einen Halt gab, um Wasser nachzutanken bzw. zu lassen. Die Autobahn bis nach Venedig war nichts Besonderes mehr, ausser dass wir im Verkehrsstau vor Venedig von der Polizei mit Blaulicht profitieren und in der von den Carabinieri gebahnten Gasse an den sich stauenden Autos vorbei fahren konnten. Und dann war es endlich soweit: Wir erreichten La Serenissima, Bella Venezia! Die Mopeds auf die Fähre, und hinaus zum Lido tuckern, vorbei an Dogenpalast und Markusplatz. Das Hotel auf dem Lido fanden wir schnell, und für eine Nacht war es auch in Ordnung. Eine Woche Ferien dort wäre wohl zuviel, sofern man sich nicht für zersessene Möbel aus den 70er Jahren und kahle Zimmer interessiert. Vom Hotel hatten wir dann einen „free and cool ride“ zurück zur Schiffsstation (free, weil uns der Buschauffeur erst nach dem Einsteigen mitteilte, wo wir Tickets hätten kaufen müssen, cool, weil der Bus im Gegensatz zu unseren Zimmern klimatisiert war). Darauf gingen wir bei einem rostigen Vaporetto an Bord, das uns aber sicher an die Riva dei Schiavoni brachte. Zuerst mussten wir nun mal etwas zwischen die Kiemen schieben, und so suchten wir ein malerisches Ristorante an einem kleinen Kanal auf. Nach dieser Stärkung schlenderten wir weiter durch kleine, kleinere, dunkle und dunklere Gassen, zum Markusplatz, in die Markusbasilika (wo uns gesagt wurde, dass man auf die abgesperrten Bänke nicht sitzen dürfe ...), über Brücken, um Ecken, in Hinterhöfe. Leider weigerten sich die Gondolieri, sieben Personen in einer Gondel mitzunehmen, sodass wir auf dieses Abenteuer verzichteten. Dafür schauten wir ihnen dann zu, wie sie ihre Gondeln mit sicherer Hand durch die engen Kanäle manövrierten. Was die Gondoliere konnten, konnte ein Motorbootfahrer allerdings nicht ganz so gut. Dieser rotzte zu unserem grossen Vergnügen in eine Metalltreppe hinein und zerkratzte sich die ganze Bootsseite. Wir gingen weiter, über weit mehr als die sprichwörtlichen sieben Brücken, und die schönste bei Rialto wartete noch auf uns. In deren Schein speisten wir zu Abend, ehe wir dann zurück zum Markusplatz fanden und nach einem letzten Trunk per Vaporetto wieder auf den Lido gelangten. Da gerade kein Bus herumstand, entschlossen wir uns, den Weg in unseren Palazzo standesgemäss mit der Pferdekutsche zurückzulegen.

FR 22. Juni: Heute war nur die Strecke bis Lugano auf dem Programm. Also dachten wir, dass wir genügend Zeit hätten, um mal einen Harley Händler aufzusuchen, und in Mestre war offenbar der nächste. Also nichts wie hin nach Mestre. Trotz diverser Kehren, nach dem Weg fragen, umkehren und suchen fanden wir den  gesuchten Harley Dealer allerdings nicht. Dafür fanden wir uns dann plötzlich in einem Stau auf der zur Autobahn führenden Landstrasse, den wir jedoch einigermassen passabel überholen konnten. Kaum auf der Autobahn gab es wieder Stau, und auch diesmal ging es noch ganz ordentlich, zwischen den Kolonnen hindurch vorwärtszukommen. In Verona verliessen wir die Autostrada, um in der Stadt von Romeo und Julia etwas zu essen. In einem Restaurant mit einem ganz erstaunlichen Weinkeller konnten wir beste italienische Küche geniessen. Dann wieder auf die Autobahn, und wieder gab es Stau. Endlich erreichten wir doch noch Bergamo, und durch den Freitagabendverkehr schliesslich auch Lecco. Von hier wollten wir eigentlich nach Bellagio, aber die Strasse war gesperrt, sodass wir halt am Ostufer des Comersees hinauf nach Varenna fuhren, wo wir per Fähre auf stürmischem See nach Menaggio übersetzten. Erst nach acht Uhr erreichten wir schliesslich Lugano und genossen in einer Pizzeria am See unser letztes gemeinsames Abendessen. Ach ja, ein bisschen Wein und Grappa gab es auch noch. In der Pergola neben dem Hotel, die wir schon wegen des rot-blauen Daches aufsuchen mussten, gab es dann noch einen Schlummertrunk, und als um ein Uhr das Licht einfach gelöscht wurde, wussten auch wir, dass wir nun gehen mussten.

SA 23. Juni: Und wieder ein strahlender Tag! Zeitig fuhren wir los, hinauf zum Lukmanier. Da es unterwegs nun doch etwas frischer wurde, mussten wir alle ein paar zusätzliche Schichten anziehen. Nach einem Gipfelkaffee ging es runter nach Disentis, nach Sedrun und über den Oberalp nach Andermatt. Dann fuhren wir das Reusstal hinab nach Brunnen, wo wir wiederum direkt am See zu Mittag assen. Roman und Regi machten sich etwas früher auf die direkte Rückfahrt, während wir anderen nach einem Kaffee zuerst noch nach Gersau und Weggis fuhren, ehe auch wir den Rückweg über die Autobahn unter die Räder nahmen. Wir gelangten alle gut und trocken nach Hause.

Insgesamt: Es war eine ganz tolle Tour, die von Roman in jeder Hinsicht bestens organisiert war: Eine wundervolle Strecke, schöne Hotels, superfreundliches Personal, gutes Essen, gute Weine, tolles Wetter, und vor allem beste und friedliche Ferienstimmung mit viel Spass. Vielen Dank, Roman!